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Rund um Island gibt es eisige Traumwelten


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    Island im Winter. Statt der Mitternachtssonne ist nun die Zeit der Elfen und Trolle und anderer Zauber.

    Zuerst einmal landen und starten, das ist nicht selten die erste Hürde. Denn so mancher Wintersturm treibt die Flocken am Leif Eriksson Airport von Keflavík so waagrecht, dass nicht nur die Kreisverkehre unten auf dem Boden dick verweht sind und ohne Allrad bisweilen kaum durchzukommen ist. Doch der Spuk dauert nie lange, denn der nächste Bagger ist selten weit. Und irgendwelche Straßen, vorbei an Gehöften und Ponyhöfen, mit wohlig warmem Licht drinnen, sind fast immer befahrbar - unendliche weiße Weiten, im diffusen Zwielicht der Sonne, die immer tief steht und sich irgendwo den Weg durch die wabernde Wolkendecke bahnt, mal mehr, mal weniger. Bitte troll dich, Nebel!

    Es gibt viel Wetter und Wind. Der reißt die Wolkenfetzen immer wieder auseinander und schafft magische Lichtverhältnisse, ganz ohne Nordlicht, wofür es klare Nächte braucht. Wer nicht so lange warten will, geht ins Aurora Center am Hafen von Reykjavík, wo die Auswahl der Waltouren winters überschaubar ist, und probiert Muscheln im Hafenlokal Höfn'in. Dort würden meterlange Eiszapfen den Aufenthalt im Schanigarten verschönern, wären die Bänke schneefrei und die Zapfen nicht direkt darüber. Ein paar Straßen stadteinwärts ist das leichter, denn dort sind die Gehsteige von unten geothermal beheizt und die Pflastersteine bloß feucht, was nichts mit dem heimischen Gull-Bier zu tun hat.

    "Is" heißt Eis, und Island - knapp südlich des nördlichen Polarkreises gelegen - macht seinem Namen im Winter alle Ehre: Ob Skógafoss oder Gullfoss, die weltbekannten Wasserfälle sagenhafter Dimensionen sind längst zu Eis erstarrt. Nur dünne Rinnsale bahnen sich weiter den Weg durch die dicken Eisvorhänge, die bei Sonne magisch glitzern. Parken davor kann schwierig sein, wenn Schmelzwasserseen unbekannter Tiefe die Zufahrt erschweren und der Weg durch Matsch führt. Doch meist sind eher Spikes für Wanderschuhe anzuraten, wenn die Aussichtspunkte an der Oberkante so mancher Fälle locken - das machen auch viele Warnschilder klar. Runterrutschen über die hängenden Stufenwege ist nur kurz cool, denn die Lavabrocken unter dem Schnee können ganz schön scharfkantig sein. Und Weitermarschieren zum Vulkan Eyjafjallajökull, dessen Ausbruch 2010 in Nordwesteuropa zur Absage Zigtausender Flüge führte, ist nicht nur im Winter Profis vorbehalten.

    Der Strokkur, der aktivste Geysir weit und breit, pufft wie immer mächtige Dampfwolken in die klirrende Kälte. Und am tiefschwarzen Reynisfjara-Strand bei Vík í Mýrdal, einem der prächtigsten Lavasandstrände Europas, tummeln sich ganzjährig die Ponytouren: Sunset Rides vor der Kulisse der Reynisdrangar, 66 Meter hohen Felszinnen vor der Steilküste, die riesigen Trollen ähneln.
    Manchmal heißt es sich auf allen vieren weiterbewegen, wie in Thingvellir, der alten Kultstätte des Landes - dort lässt sich's prächtig plattenrutschen, geologisch gesehen: Die Almannagjá, auf Deutsch Allmännerschlucht, befindet sich an der Nahtstelle zwischen nordamerikanischer und eurasischer Platte. Die Thingvellir-Holzkirche daneben, in Erinnerung an die erste christliche Bekehrung, würde nur halb so malerisch aussehen, wäre sie nicht zur Hälfte im Schnee verschwunden. Arctic Rafting und Kayaking im Nationalpark dahinter müssen noch einige Monate warten.

    Wer auf Ufos warten will, was deutlich länger dauern könnte, ist auf der Halbinsel Snæfellsnes vielleicht besser aufgehoben. Gerade hundert Kilometer Luftlinie nordwestlich von Reykjavík, gilt der perfekte Kegel des sagenumwobenen Vulkans Snæfellsjökull als esoterischer Energiepunkt, der zu den stärksten Kraftfeldern der Erde zählen soll: Jules Vernes literarische "Reise zum Mittelpunkt der Erde" hat hier begonnen - abgeblasene Lavafelder im Süden, blau schimmernde Fjorde im Norden und endlich wieder eine Tankstelle in Ólafsvík, wo ein paar große Fischkutter hell erleuchtet im diffusen Zwielicht schaukeln.

    Grönland ist nicht einmal mehr 300 Kilometer entfernt. Und Volltanken kann nicht schaden, zu fast zwei Euro der Liter, an den rosa Zapfsäulen der Tankstellenkette "Orkan" - denn die einsame 400-Kilometer-Straßenrunde um die Halbinsel ist, bei gutem Wetter, ein Farbenfest aus weißen Dünen, schwarzen Lavaküsten und blau schäumendem Atlantik, mit Leuchttürmen bei Malarrif und pittoresken Fischerdörfern wie Hellnar und Arnarstapi. Dort wurde dem Gletschergott eine überlebensgroße Lavastein-Figur errichtet - gleich hinter der pseudorustikalen Pizzastation mit Panoramafenstern, wo die paar Tourgruppen von Mountaineers of Iceland & Co. abgefüttert werden.

    Drinnen ist es wahrscheinlich wärmer als im Freezer, einer ehemaligen Fischfabrik in Rif, die heute Kulturzentrum und Herberge ist. Doch wofür gibt's Thermalquellen und Dampfbäder, wo Sardinenfischer und Schneefräser einträchtig nebeneinander schwitzen? Island ist immer heiß, vor allem im Winter, ganz ohne Mitternachtssonne. Kein Wunder, dass Leif Eriksson, der legendäre Wikinger und 500 Jahre vor Kolumbus der eigentliche Entdecker Nordamerikas, "der Glückliche" genannt wurde. Vertu sæll, auf Wiedersehen im Sommer!

    Anreise: Die Low-Cost-Airline Wizzair fliegt ganzjährig von Wien nach Reykjavík, wizzair.com.

    Auskünfte zu Land

    und Wetter:

    Wetterinformationen bei www.vedur.is, Straßenzustandsberichte bei www.road.is, allgemeine Reisehinweise unter www.safetravel.is, Informationen zu den Skigebieten unter www.skidasvaedi.is und www.hlidarfjall.is.

    Sources


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    Author: Bruce Avila

    Last Updated: 1702043881

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    Name: Bruce Avila

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